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Don’t change your colour: Sport im Freien ohne Sonnenbrand genießen

Dr. Sabine Nunius

Der richtige Sonnenschutz für Outdoor-Training und -Wettkämpfe

Sport tut in vielerlei Hinsicht gut und fördert die Gesundheit ganzheitlich. Verstärken lässt sich dieser Effekt, wenn die Bewegung in einer natürlichen „grünen“ oder „blauen“ Umgebung stattfindet, also in Parks, Wäldern und freien Grünflächen bzw. in und am Wasser. Diese Umfelder wirken sich erwiesenermaßen positiv auf unsere Psyche aus und verbessern die Regeneration und Erholung. Hinzu kommt, dass Sport in der Natur schlichtweg Spaß macht und oftmals eine willkommene Alternative zum regulären Trainingsalltag darstellt. Besonders groß gestaltet sich der Spaßfaktor selbstverständlich bei schönem Wetter, etwa dann, wenn es möglich ist, draußen eine Runde schwimmen, laufen oder Rad fahren zu gehen oder die Yogasession bzw. eine Krafteinheit ins Freie zu verlegen. Doch nicht nur der Sommer eignet sich für einen solchen „Tapetenwechsel“: Auch der Wintersport bietet zahlreiche Gelegenheiten, um die gewohnten Routinen zu verlassen und die Sonne selbst bei kälteren Temperaturen zu genießen. Damit es bei einem ungetrübten Vergnügen bleibt, muss allerdings eines unbedingt im Blick behalten werden: der angemessene Sonnenschutz.

Sonnenschutz: übertriebener Hype oder absolutes Muss?

Spricht man über das Thema Sonnenschutz, treffen nicht selten zwei Extrempositionen aufeinander, vor allem dann, wenn es um die praktische Umsetzung geht. Zwar dürfte inzwischen so gut wie jedem bewusst sein, dass Sonnenbrände das Hautkrebsrisiko erhöhen. Allerdings wird die individuelle Gefährdung sehr unterschiedlich bewertet. Entsprechend fällt die persönliche Einschätzung aus, wie notwendig es ist, die eigenen Gewohnheiten zu ändern. Während die einen dazu übergegangen sind, quasi täglich und sogar im Winter konsequent Sonnenschutz aufzutragen, verwenden die anderen, wenn überhaupt, nur sporadisch Sonnencreme und nehmen gelegentliche Sonnenbrände sorglos in Kauf.

Wie aber ist die aktuelle Lage zu bewerten und wie groß ist die Gefahr wirklich? Zweifelsohne lassen sich immer wieder Beispiele von Menschen finden, die ihr Leben lang viel Zeit im Freien und in der Sonne verbracht haben, aber trotzdem nicht an Hautkrebs erkranken, obwohl sie seit jeher kaum Sonnenschutz genutzt haben. Hier spielt neben dem individuellen Hauttyp sicherlich zu einem erheblichen Maße das Glück mit ein. Genauso, wie es möglich ist, selbst nach jahrelangem Kettenrauchen dem Lungenkrebs zu entgehen, können unzählige Sonnenbäder rein theoretisch ohne Konsequenzen bleiben. Darauf zu setzen, dass man selbst zu dieser Gruppe gehört, gleicht allerdings einem Vabanque-Spiel, das man sich zunehmend besser überlegen sollte. Denn die aktuellen Statistiken zeigen, dass die Zahl der Hautkrebsfälle auch in Deutschland steigt. Waren die Themen Sonnschutz und Hautkrebsvorsorge früher in der Allgemeinbevölkerung vor allem in Ländern wie Australien, Afrika und Südamerika ein Thema, ist die Problematik inzwischen ebenso in den vermeintlich gemäßigten europäischen Breiten angekommen. Zudem hat die Aktivität der Sonne stark zugenommen. Sie ist derzeit so aktiv wie zuletzt vor 8.000 Jahren.[1] Diese Erkenntnis hat einer internationalen Forschergruppe um Sami K. Solanki vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung im Jahr 2004 sogar eine Veröffentlichung in der renommierten Fachzeitschrift Nature eingebracht – sie kann also als belastbar betrachtet werden. Hinzu kommt, dass durch den Klimawandel und den Abbau der Ozonschicht ein höheres Maß der potenziell schädlichen UV-Strahlen auf der Erde eintreffen. So betrachtet ist die Sonne tatsächlich „aggressiver“ bzw. „gefährlicher“ geworden. Insbesondere diejenigen, die gerne und viel Zeit im Freien verbringen, sollten sich deshalb mit dem Thema Sonnenschutz auseinandersetzen und, angepasst an die jeweilige Aktivität und Strahlungsbelastung, die entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen treffen. Auf diese Weise lassen sich auch weiterhin Training und Wettkampf im Freien guten Gewissens genießen!

Schatten, Kleidung, Creme – die Mischung macht es

Was gilt es im Detail zu beachten? Generell gilt, dass wir ab einer gewissen Strahlungsintensität einen angemessenen Sonnenschutz nur durch eine Kombination verschiedener Maßnahmen erreichen können. Viele dieser Maßnahmen sind offensichtlich und sollten nicht nur von Sportlern, sondern generell im Alltag berücksichtigt werden. Dazu zählen Aspekte wie:

  • Direkte Sonnenstrahlung meiden (insbesondere im Sommer). Zwischen 11:00 und 16:00 handelt es sich um die strahlungsintensivste Zeit. Diese sollte wenn möglich im Schatten oder in Innenräumen verbracht werden.
  • Textiler Lichtschutz: Passende Kleidung sowie eine geeignete Sonnenbrille bieten zusätzlichen Schutz vor der Sonne. Bei starker Sonnenstrahlung empfiehlt es sich, diesen durch eine Kopfbedeckung oder einen Sonnenschirm zu ergänzen. Achtung: Das Material ist entscheidend! Ein durchschnittliches weißes T-Shirt hat einen UV-Schutzfaktor von 10, das heißt ein Zehntel der Strahlung kommt dennoch durch das Material. Am schlechtesten schützen, anders als man meinen könnte, „luftige“ Materialien wie Baumwolle und Leinen, besser geeignet sind Nylon, Wolle und Seide. Die wenigste Strahlung gelangt aufgrund der engen Webung übrigens durch Polyester! Wie sieht es unter einem Schirm aus? Durch diesen kommen trotz des Schattens noch immer etwa 50 Prozent der Sonneneinstrahlung.
  • Sonnenschutzmittel: Diese sind besonders wichtig für Körperpartien, die in aller Regel nicht anders geschützt werden können, also vor allem Gesicht, Hals- und Nackenbereich sowie die Hände.

Einmal cremen und fertig?

Unter den aufgezählten Maßnahmen dürfte die Sonnencreme eines der gängigsten Mittel darstellen. Doch ist es damit getan bzw. welche Creme bietet welche Art von Schutz? Diese Frage lässt sich pauschal nicht beantworten, da sie von diversen Faktoren abhängt. Im Detail kommt es auf die folgenden fünf Kennzahlen an:

  • Eigenschutzzeit der Haut
  • geplante Dauer der Sonnenexposition
  • LSF (Lichtschutzfaktor)
  • UVA
  • UVB

Wie lassen sich diese Kennzahlen lesen und welche Bedeutung haben sie für die Wahl des Sonnenschutzes? Beginnen wir mit den Abkürzungen UVA und UVB, also den beiden Strahlungstypen. Idealerweise sollte eine Sonnencreme Schutz vor beiden bieten. Die UVB-Strahlen dringen zwar nur bis in die Oberhaut (=Epidermis) ein, lösen in hohen Dosen jedoch Sonnenbrand aus und können schlimmstenfalls sogar die Zellkerne chronisch schädigen und somit Hautkrebs verursachen. Die langwelligeren UVA-Strahlen dringen tiefer, nämlich bis in die Lederhaut (=Dermis), ein. Dort verursachen sie zwar keinen Sonnenbrand, können aber zu Hautveränderungen wie Falten, Elastizitätsverlust und unregelmäßiger Pigmentierung führen. Aus diesem Grund gilt es beide Strahlungstypen zu meiden bzw. für entsprechenden Schutz zu sorgen.

Der dritte Faktor, der LSF, bezieht sich auf den Lichtschutz. Häufig wird er auch mit der englischen Abkürzung SFP (=Sun Protection Factor) angegeben. Der Lichtschutzfaktor beziffert den Schutz eines Sonnenschutzmittels vor UVB-Strahlen, also den „Sonnenbrand-verursachenden“ Strahlen. Achtung: Die UVA-Strahlung wird bei dieser Angabe nicht berücksichtigt, es geht nur um die UVB-Strahlen. Somit gibt der LSF Aufschluss darüber, wie lange sich die Eigenschutzzeit der Haut durch das Auftragen eines Sonnenschutzmittels maximal verlängern lässt, bevor es zu einem Sonnenbrand kommt. Insgesamt unterscheidet man zwischen folgenden vier Kategorien:

  • niedrig (LSF 6 bis 15)
  • mittel (LSF 15 bis 25)
  • hoch (LSF 25 bis 50)
  • sehr hoch (LSF über 50)

Was genau sagen diese Werte über die Schutzzeit aus und wie ist das Verhältnis zwischen LSF und Eigenschutzzeit der Haut? Konkret lässt sich dieser Zusammenhang mit Hilfe einer einfachen Formel berechnen: Schutzzeit = Eigenschutz der Haut x LSF. Als Beispiel: Die Haut verfügt durch den individuellen Hauttyp über eine Eigenschutzzeit von 20 Minuten. Verwenden wir eine Sonnencreme mit LSF 10, dann gilt: 20 x 10 = 200. Das bedeutet, die Haut wäre mit dem Produkt für maximal 200 Minuten geschützt. Um eine korrekte Berechnung zu erzielen, ist es notwendig, den persönlichen Hauttyp zu kennen. Am genausten lässt sich dieser durch einen Dermatologen bestimmen. Für eine erste Einschätzung helfen standardisierte Tabellen wie die Übersicht des Bundesamts für Strahlenschutz, die unter https://www.bfs.de/DE/themen/opt/uv/wirkung/hauttypen/hauttypen.html frei abrufbar ist. Je nach Hauttyp ergeben sich entsprechend Eigenschutzzeiten der Haut zwischen < 10 Minuten für den keltischen Typ bis hin zu > 90 Minuten für schwarze Hauttypen.

Achtung: Trotz des aufgetragenen Sonnenschutzmittels gelangt pro Zeiteinheit eine bestimmte Strahlendosis auf die Haut. Diese summiert sich über den Tag auf, bis die Toleranzgrenze der Haut erreicht ist. Dieser Zeitraum kann pro Tag nur einmal ausgeschöpft werden, da sonst die Reparaturmechanismen der Haut überlastet werden. Leider handelt es sich daher um einen Irrglauben, dass sich die Zeit, die wir sicher in der Sonne verbringen können, durch mehrmaliges Auftragen der Sonnencreme verlängern lässt. Das Nachcremen gewährleistet lediglich, dass der Schutz keine vorzeitigen „Löcher“ bekommt, etwa durch Schwitzen, Kontakt mit Wasser oder Abrieb beim Abtrocknen.

Was gilt es noch zu beachten? Um den auf der Verpackung deklarierten LSF zu erzielen, ist es notwendig, eine Menge von 2 mg/cm2 aufzutragen. Das ist eine sehr großzügige Dosis! Realistisch betrachtet dürften die wenigsten diese Menge standardmäßig erreichen. Zur Veranschaulichung: Folgt man der angegebenen Formel benötigt man allein für Gesicht und Dekolleté ca. zwei Fingerlängen (= Länge der Zeige- und Mittelfinger) an Creme. Achtung: Hier handelt es sich wirklich um die korrekte Angabe und keinen Tippfehler – es sind tatsächlich FingerLÄNGEN und nicht Fingerbreiten. Auf den gesamten Körper eines Erwachsenen bezogen müssen somit etwa 30 bis 40 ml eingesetzt werden. Das entspricht etwa einem Fünftel einer 200 ml Flasche! Um diese Vorgabe über den gesamten Sommer hinweg umzusetzen, bräuchte es also sehr, sehr viel Sonnencreme. Da die meisten eher sparsamer unterwegs sein dürften, ist es wichtig, die angegebenen Schutzdauer nicht bis zum Letzten auszureizen und auf zusätzliche Maßnahmen wie angemessene Kleidung oder Aufenthalte im Schatten zu setzen, um die Strahlungsdosis entsprechend zu reduzieren und Hautschäden zu vermeiden.

Sonnenschutz für Sportler – eine besondere Herausforderung

Die oben aufgeführten Hinweise und Empfehlungen richten sich grundsätzlich an alle Menschen und nicht nur an Sportler. Letztere, also die sportlich Aktiven, sollten jedoch ein besonderes Augenmerk darauf haben, weil sie ein erhöhtes Hautkrebsrisiko haben, wenn sie regelmäßig im Freien trainieren oder an Wettkämpfen teilnehmen. Das hat mehrere Gründe. So sind beispielsweise bei Wettkampfteilnahmen die Zeiten für Aufenthalte im Freien fest vorgegeben, wodurch es häufig unmöglich ist, die strahlungsintensivsten Zeiten wie empfohlen zu vermeiden. Das bedeutet, dass, je nach Sportart, bis hin zu mehreren Stunden in der prallen Sonne verbracht werden, häufig sogar während der Mittagszeit mit hoher Strahlung. Kleidung kann hierbei einen gewissen Schutz bieten, allerdings ist diese Maßnahme nicht immer praktikabel oder mit vertretbarem Aufwand umsetzbar. Ebenso stellen spezielle Wettkampfauflagen sowie individuelle Gewohnheiten Hürden dar, so dass in der Regel nur ein eingeschränkter textiler Sonnenschutz stattfindet und insbesondere Arme und Beine sowie Gesicht und Hände größtenteils unbedeckt der Sonne ausgesetzt sind.

Ist dies häufiger der Fall, kann das unangenehme Folgen haben: Im Rahmen eines internationalen Runden Tischs analysierte das American College of Sports Medicine 2018 eine Evaluation von 12 Kohorten mit insgesamt 12.438 Fällen von Melanomen.[2] Diese Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass ein hohes Maß an physischer Aktivität (verglichen mit geringer physischer Aktivität) mit einem höheren Risiko für Melanome einhergeht. Selbstverständlich muss dieses Ergebnis im Kontext betrachtet werden. Denn es ist keineswegs so, dass die Aktivität als solche das Hautkrebsrisiko steigert und gewissermaßen gesundheitsschädlich ist – im Gegenteil, die gesundheitsförderliche Wirkung von regelmäßiger körperlicher Aktivität ist nachgewiesen und für die physische wie für die psychische Gesundheit belegt. Was dagegen das Risiko einer Hautkrebserkrankung erhöht, sind die Begleitumstände, insbesondere die Zeiten, die in der Sonne verbracht werden. Hier zeigen sich je nach Sportart extreme Unterschiede. Bei Profi-Kitesurfern lag die Expositionszeit bei einem Wert von 13,93 Stunden pro Woche. Hinzu kam, dass lediglich 6,9% der befragten Sportler die Stunden mit der höchsten Belastung mieden. Hohe Expositionszeiten finden sich ebenso bei anderen Athleten, die viel im Freien trainieren oder Outdoor-Wettkämpfe absolvieren, wie etwa Läufern, Radfahrern und Ruderern.

Glaubt man den einschlägigen Studien zum Thema, resultiert das gesteigerte Hautkrebsrisiko bei diesen Sportlern allerdings nicht ausschließlich aus der höheren Belastung durch UV-Strahlen während des Aufenthalts im Freien, sondern hängt auch mit der Einstellung und dem individuellen Verhalten vieler Sportler zusammen. So zeigt eine systematische Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2022, dass offensichtlich nach wie vor viele Athleten während der Ausübung ihres Sports braun werden möchten und diesen Effekt bewusst fördern. Viele der Befragten verfügten zudem über ein eher moderates Wissen bezüglich des empfohlenen Sonnenschutzes und der Risiken, die mit regelmäßigen Aufenthalten in der Sonne einhergehen. Dagegen verbanden sie gebräunte Haut mit einem gesunden Lebensstil und zeigten eher schlechte Gewohnheiten, wenn es um den eigenen Sonnenschutz ging.[3] Trotz aller Versuche, das Thema mehr ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, scheint also noch immer eine gewisse Sorglosigkeit verbreitet zu sein, nicht zuletzt in der jüngeren Zielgruppe. So nutzte in einer australischen Studie mit Sportlern aus verschiedenen Sportarten (Fußball, Hockey, Rettungsschwimmen, Tennis) im Alter zwischen 18 und 30 Jahren nur die Hälfte ausreichenden Sonnenschutz, ein Drittel dagegen überhaupt nicht.[4] Vergleichbare Angaben finden sich in zahlreichen weiteren Studien mit Sportlern aus unterschiedlichen Ländern und Disziplinen. Erschreckenderweise wird teilweise anscheinend nicht einmal dann auf ausreichenden Sonnenschutz geachtet, wenn das Wissen um das Hautkrebsrisiko eigentlich vorhanden wäre.

Institutionelle Maßnahmen zur Verbesserung von Gewohnheiten und individuellen Verhaltensweisen

Was lässt sich also tun, um die Compliance zu verbessern? Letztendlich muss klar gesagt werden, dass jeder Sportler für sich selbst verantwortlich ist. Ist eine Person über ein potenzielles Gesundheitsrisiko informiert und geht es dennoch bewusst ein, liegt dies in ihrem eigenen Ermessen. Mögliche Konsequenzen fallen deshalb in die persönliche Verantwortung. Angesichts der eindeutig steigenden Zahlen bei Fällen von Hautkrebs, ist dennoch zu überdenken, ob man die Dinge von institutioneller Seite aus schlichtweg laufen lässt oder sich darum bemüht, Rahmenbedingungen zu schaffen, die gesundheitsförderliches Verhalten unterstützen. Einige dieser Maßnahmen lassen sich vergleichsweise leicht umsetzen und sind insbesondere für den Nachwuchsbereich in Betracht zu ziehen, da der Aufwand sehr gering, der potenzielle Nutzen dagegen sehr hoch ist.

Gilaberte el al.[5] geben einige Impulse, wie derartige Maßnahmen auf institutioneller Ebene bzw. von Coaching-Seite aus gestaltet sein können. Sie schlagen beispielsweise folgendes vor:

  • Vorgaben bzw. Empfehlungen hinsichtlich der Kleidung während des Vereinstrainings und bei Wettkämpfen inkl. Augenschutz durch geeignete Sonnenbrillen
  • Regelmäßige visuelle und verbale Aufforderungen und Erinnerungen an die Athleten, im Training und bei Wettkämpfen Sonnenschutz zu nutzen
  • Schnelle und unkomplizierte Verfügbarkeit von Sonnenschutzmitteln an zentralen Orten wie in Umkleidekabinen, am Platzrand etc.
  • wiederholte Aufforderungen an die Athleten durch Betreuer und Trainer, sich gegen die Sonne zu schützen, anstatt beispielsweise mit freiem Oberkörper zu trainieren
  • Rekrutierung von Elitesportlern als Vorbilder
  • Versand von Informationen im Vorfeld von Wettkämpfen durch die Veranstalter, inkl. Hinweisen auf adäquaten Sonnenschutz und Tipps für die Umsetzung

Selbstverständlich gilt bei all diesen Empfehlungen, dass der Athlet sie letztendlich annehmen muss. Dieser Aspekt lässt sich nur bedingt beeinflussen. Dennoch ist zu erwarten, dass eine „Kulturänderung“ einen erheblichen Beitrag dazu leisten kann, das individuelle Verhalten zu beeinflussen. Eine vergleichbare Entwicklung lässt sich beispielsweise im Radsport beobachten. Während früher weitaus mehr Profi- wie Hobbysportler ohne Helm unterwegs waren, gilt heute bei den meisten Wettkämpfen eine streng kontrollierte Helmpflicht und man trifft auch beim Training sowie im Freizeitbereich kaum mehr Radfahrer ohne Helm an. Es wäre wünschenswert, dass sich eine ähnliche Entwicklung auch bei anderen Risikofaktoren wie etwa der Strahlungsbelastung bei langen Aufenthalten in der Sonne einstellt.

Mittelfristig ist darüber hinaus vorstellbar, dass die klimatischen Bedingungen stärker bei der Zeitplanung von Veranstaltungen berücksichtigt werden. Angesichts des Klimawandels könnte es sogar zunehmend zur Notwendigkeit werden, die Wettkämpfe beispielsweise in die Morgen- und Abendstunden zu verlagern, um so die strahlungsintensivsten und heißesten Zeiten zu vermeiden. Ebenso dürften in Zukunft bei der Gestaltung von Trainings- und Wettkampfflächen künftig vermehrt Überlegungen wie angemessene Beschattung und die Verfügbarkeit von speziellen Schutzmitteln im Vordergrund stehen.

Sonnenschutz beim Sport: Worauf kommt es an?

Geht es um die Etablierung einer geeigneten Infrastruktur, stellt sich natürlich die Frage, wie der optimale Sonnenschutz für Sportler aussehen sollte. Bei der Wahl einer passenden Sonnencreme bieten sich insbesondere Produkte mit geringem Fettanteil an, etwa in Form von Gels, Milch oder Lotionen. Sprays sind grundsätzlich ebenfalls eine Option, allerdings muss hier bei der Anwendung stärker darauf geachtet werden, dass tatsächlich der vollständige Schutz erzielt wird.

Wichtig ist darüber hinaus die Schweißresistenz einer Sonnencreme. Die Hamburger Hautexpertin Dr. Simone Presto betont, dass kein standardisierter Test existiert, der speziell auf Schweißresistenz abzielt.[6] Der entscheidende Indikator ist daher die Bezeichnung „wasserfest“. Bei dieser Kategorie existieren zwei Varianten: wasserfest und extra-wasserfest. Leider sind diese beiden Angaben potenziell irreführend, was die tatsächliche Haltbarkeit betrifft. So darf laut Ökotest ein Produkt das Label wasserfest tragen, „wenn der Hersteller nachweisen kann, dass nach zweimal 20 Minuten Aufenthalt im Wasser (mit einer Trockenpause dazwischen) noch rund die Hälfte des ursprünglichen Schutzes – gemessen am Lichtschutzfaktor – vorhanden ist.“[7] Extra-wasserfest bedeutet, dass das Produkt nach viermal anstatt der zweimal 20 Minuten im Wasser noch rund 50 Prozent Schutz aufweisen muss. Achtung: Die Prüfung der Schutzwirkung findet ausschließlich im Labor statt. Die Probanden begeben sich zwar in einen Pool mit Wasserbewegung, verwenden aber anschließend kein Handtuch, wie es im richtigen Leben zumeist der Fall sein dürfte. Der Abrieb im Alltag fällt daher so gut wie immer höher aus als unter Laborbedingungen, was Nachcremen unbedingt notwendig macht, wenn der Schutz ausreichend erhalten bleiben soll.

Aus diesem Grund ist es bei längeren Aufenthalten in der Sonne nahezu unumgänglich, die Sonnencreme durch weitere Maßnahmen zu ergänzen wie etwa durch sonnengerechte Kleidung. Diese sollte laut der Deutschen Krebshilfe folgendermaßen beschaffen sein:

  • dicht gewebte T-Shirts oder Hemden (etwa aus Polyester)
  • Tuch, Kappe oder Hut mit Schirm und Nackenschutz
  • Schuhe, die den Fußrücken schützen
  • bei speziellen Sonnenschutztextilien: Kennzeichnung UV-Protektion-Faktor UPF 30 oder Prüfsiegel „UV-Standard 801“
  • Sonnenbrille mit der Kennzeichnung DIN E 836 und dem Standard „UV-400“.[8]

Übrigens: Alle Empfehlungen gelten in gleichem Maße auch für Wintersportler. Selbst wenn die Temperaturen bei dieser Form der Aktivität deutlich niedriger liegen, halten sich Wintersportler häufig in großen Höhen auf und sind von reflektierendem Schnee und Eis umgeben, Strahlung ist also ebenfalls vorhanden. Zahlreiche Skiläufer mussten es deshalb schon schmerzhaft büßen, in einer solchen Umgebung die Sonnencreme vergessen zu haben! Besonders wichtig ist es im Winter, auf diejenigen Körperteile zu achten, die beim Eincremen häufig übersehen werden, aber dennoch der Sonne ausgesetzt sind, wie etwa Ohrläppchen und Nacken. Mit entsprechendem Nachcremen bzw. Schutz steht dem Winterspaß jedoch ebenso nichts im Wege. Wichtig ist einmal mehr das Bewusstsein und das Ergreifen geeigneter Maßnahmen. So können wir in vollem Umfang von der wohltuenden Wirkung von Bewegung und Aktivität in der Natur profitieren.

Ganz egal ob regelmäßige Outdoor-Sportler oder Indoor-Sportler, die sich bei schönem Wetter eine Abwechslung gönnen wollen: Ich wünsche allen eine verletzungs- und sonnenbrandfreie Zeit!

Fragen oder Interesse an einem weiteren Austausch? Ich freue mich über alle Nachrichten!

Sabine Nunius | sabine.nunius@sanu-training.com

 

[1] http://www2.mps.mpg.de/de/aktuelles/pressenotizen/pressenotiz_20041027.html sowie Sami K. Solanki, Ilya G. Usoskin, Bernd Kromer, Manfred Schüssler, Jürg Beer
Unusual activity of the Sun during recent decades compared to the previous 11,000 years
Nature, 28 October 2004

[2] Patel AV, Friedenreich CM, Moore SC, et al. American College of Sports Medicine roundtable report on physical activity, sedentary behavior, and cancer prevention and control. Med Sci Sports Exerc. 2019;51(11):2391–2402.

[3] Fernandez-Ruiz J, Montero-Vilchez T, Buendia-Eisman A, Arias-Santiago S. Knowledge, Behaviour and Attitudes Related to Sun Exposure in Sportspeople: A Systematic Review. Int J Environ Res Public Health. 2022 Aug 17;19(16):10175. doi: 10.3390/ijerph191610175. PMID: 36011808; PMCID: PMC9407896.

[4] Berndt NC, O’Riordan DL, Winkler E, McDermott L, Spathonis K, Owen N. Social cognitive correlates of young adult sport competitors‘ sunscreen use. Health Educ Behav. 2011;38(1):6–14

[5] Gilaberte Y, Trullàs C, Granger C, de Troya-Martín M. Photoprotection in Outdoor Sports: A Review of the Literature and Recommendations to Reduce Risk Among Athletes. Dermatol Ther (Heidelb). 2022 Feb;12(2):329-343. doi: 10.1007/s13555-021-00671-0. Epub 2022 Jan 29. PMID: 35099755; PMCID: PMC8850489.

 

[6] https://andreasmies.com/magazin/sonnenschutz-beim-sport-warum-beim-sport-sonnencreme-wichtig-ist/, abgeruf. 01.04.2024

[7] https://www.oekotest.de/kosmetik-wellness/Wasserfeste-Sonnencreme-Was-bedeutet-das-eigentlich-genau_13830_1.html, abgeruf. 01.04.2024

[8] https://www.krebs-nachrichten.de/verbaende-details/sonnenschutz-ein-muss-fuer-outdoor-sportler.html, abgeruf. 01.04.2024