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Prädiabetes – Die stille Gefahr, die selbst Sportler kennen sollten!

Von Daniel Schoon

Einleitung

Diabetes tötet weltweit 6,7 Millionen Menschen jährlich.

Diese schockierende Statistik verdeutlicht, dass alle acht Sekunden ein Mensch weltweit aufgrund seiner Diabetes-Erkrankung stirbt. Diese Zahlen spiegeln die dringende Notwendigkeit wider, effektive Vorbeugungs- und Behandlungsstrategien für Diabetes zu entwickeln und zu implementieren.[1]

Dieses gezündete Pulverfass für das Gesundheitssystem findet auch auf nationaler Ebene ihr Echo. In Deutschland beispielsweise ist jeder sechste Todesfall auf Diabetes zurückzuführen, wie ein Artikel der Ärztezeitung von Anno Fricke am 17. Februar 2017 bereits berichtete.[2]

Diese hohe Rate an diabetesbedingten Todesfällen zeigt, dass Diabetes nicht nur ein individuelles Gesundheitsproblem, sondern auch eine bedeutende öffentliche Gesundheitsbedrohung darstellt.

Die Zahlen unterstreichen absolut die Bedeutsamkeit einer umfassenden Herangehensweise an Diabetes, die sowohl die weltweite Dimension der Erkrankung als auch ihre spezifischen Auswirkungen in Deutschland berücksichtigt.

Dies wirft erstmal eine ganz wichtige Frage auf:

Was ist die Ursache für diese schockierenden Zahlen?

In meinen Augen liegt es am mangelnden Bewusstsein für die entscheidenden Faktoren holistischer Gesundheit und die nicht rechtzeitige Bekämpfung von Prädiabetes.

Dieses mangelnde Bewusstsein ist natürlich nicht der einzige Grund; die Ursachen sind mannigfaltig. Viele Menschen sind sich der Vielfalt der Faktoren, die zu Diabetes führen können, nicht bewusst, auch Sportler.

Dazu zählen in erster Linie Zeitmangel, unzureichendes Wissen, Bildung, Gewohnheiten, Arbeitsbedingungen, psychische Faktoren und die  Auswirkungen der Digitalisierung. Jeder dieser Faktoren spielt eine einzigartige Rolle im Kontext von Gesundheit und Krankheitsprävention:

  • Zeitmangel: In einer schnelllebigen Welt haben viele Menschen nicht genug Zeit, um gesunde Lebensgewohnheiten wie regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf zu praktizieren. Dies kann zu einem erhöhten Risiko für Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes führen. [4]
  • Unzureichendes Wissen und Bildung: Ein Mangel an grundlegenden Gesundheitskenntnissen und -bewusstsein kann dazu führen, dass die Bedeutung von Vorbeugung und frühzeitigem Intervenieren unterschätzt wird. Bildung spielt eine wichtige Rolle bei der Aufklärung der Menschen über Risikofaktoren und einen gesunden Lebensstil.[5]
  • Gewohnheiten: Ungesunde Routinen und Gewohnheiten wie schlechte Ernährung und fehlende körperliche Aktivität haben einen direkten Einfluss auf die Gesundheit. Ungesunde Gewohnheiten wie zu viel Zucker und zu wenig oder unangemessene Bewegung können das Risiko für Prädiabetes erhöhen.[6]
  • Arbeitsbedingungen: Stressige Jobs, lange Arbeitszeiten und monotone sowie sitzende Tätigkeiten können das Risiko einer Vielzahl von Gesundheitsproblemen, einschließlich Prädiabetes, erhöhen. Ein gesundes Umfeld der Arbeit und Möglichkeiten zur körperlichen Betätigung sind wichtige Säulen der Vorbeugung.[7]
  • Psychische Faktoren: Stress, Angst und Depression können sich negativ auf das Gesundheitsverhalten sowie den Stoffwechsel auswirken. Mentale Gesundheit ist ein wichtiger Faktor der Gesamtgesundheit und sollte nicht vernachlässigt werden.[8]
  • Auswirkungen der Digitalisierung: Die zunehmende Digitalisierung hat zu Veränderungen im Lebensstil geführt, die häufig mit einer geringeren körperlichen Aktivität und einem erhöhten Verzehr verarbeiteter Lebensmittel einhergehen. Die Zeit vor dem Bildschirm kann sich auch auf Ihren Schlaf und Ihr Stresslevel auswirken.[9] 

Prädiabetes: Eine unterschätzte Gefahr für die Gesundheit

Prädiabetes ist oft eine Vorstufe des Typ-2-Diabetes und gekennzeichnet durch leicht erhöhte Blutzuckerwerte. Weltweit steigt die Zahl der Menschen mit Prädiabetes dramatisch an. Bereits 2010 litten 20,8% der deutschen Bevölkerung darunter. Prädiabetes ist wie ein Pulverfass: Ist die Lunte einmal angezündet, brennt sie weiter, wenn wir nicht schnell und frühzeitig eingreifen. Wird das Feuer der Lunte nicht erstickt, ist eine Explosion unausweichlich. Trotz seiner Bedeutung bleibt dieser Zustand oft unbemerkt und unbehandelt. Die internationale Diabetes Federration schätzt, dass bis 2045 etwa 783 Millionen Menschen weltweit von Diabetes betroffen sein könnten. Dies unterstreicht die Dringlichkeit, das oft unterschätzte Gesundheitsproblem des Prädiabetes anzugehen. [1]

Was ist Prädiabetes?

Prädiabetes ist ein Zustand, bei dem die Blutzuckerwerte höher als normal, aber noch nicht ausreichend hoch genug sind, um als Diabetes klassifiziert zu werden. Dieser Zustand ist ein Alarmsystem des Körpers, das auf ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes, Herzkrankheiten und Schlaganfällen hinweisen kann. [3]

Langzeitfolgen von Prädiabetes

Ohne angemessenen Lebensstil oder Lebensbereichsänderungen kann Prädiabetes zu Typ-2-Diabetes fortschreiten. Erhöhte Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Nierenschädigungen sind weitere mögliche Langzeitfolgen. Prädiabetes gilt jedoch als potenziell remissionäre Phase. Rechtzeitige und effektive Änderungen im Lebensstil können den Übergang zu Typ-2-Diabetes oft verhindern oder verzögern.[3]

Wichtigkeit der Früherkennung und Vorbeugung

Die Früherkennung von Prädiabetes ist entscheidend, um vorbeugende Schritte ergreifen zu können. Dazu zählen eine gesunde, ausgewogene Ernährung, regelmäßige körperliche Bewegung und gegebenenfalls eine Körperfettreduktion. Diese gesunden Lebensstil Gewohnheiten sind nicht nur effektiv in der Vorbeugung von Typ-2-Diabetes, sondern verbessern auch die allgemeine Gesundheit,Leistungsfähigkeitm, Lebensqualität und das Wohlbefinden. [3]

Wie wird Prädiabetes festgestellt?

Prädiabetes wird in der Regel durch eine Blutuntersuchung festgestellt.

Der HbA1c-Test, der den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel über die letzten zwei bis drei Monate misst, sowie der Nüchtern-Blutzucker-Test und der orale Glukosetoleranztest (OGTT) sind gängige Methoden.

Ein HbA1c-Wert von 5,7% bis 6,4% sowie ein Nüchtern-Blutzuckerwert von 100 bis 125 mg/dl gelten als Indikatoren für einen manifestierten Prädiabetes. [3],[1]

Blutzucker-Exkurs

Blutzucker, im Wesentlichen der Glukoseanteil im Blut, ist ein Hauptenergielieferant des Körpers. Personen mit Prädiabetes erleben Schwankungen im Blutzuckerspiegel, die über dem normalen Bereich liegen, aber nicht das für Typ-2-Diabetes charakteristische Niveau erreichen. [3],[1]

Glukose-Management-Index (GMI)

Der GMI, eine neuere Methode, die anhand von Daten aus kontinuierlichen Glukosemessungen (CGM) den geschätzten HbA1c-Wert, unser sogenanntes Bliutzuckergedächtnis berechnet, kann für Menschen, die regelmäßige Blutzuckermessungen durchführen, insbesondere für Athleten, nützlich sein.

Der GMI bietet eine kontinuierliche Überwachung des Glukosespiegels, die bei der Optimierung von Training und Ernährung helfen kann. Allerdings weist der GMI gewisse Einschränkungen in der Genauigkeit auf und sollte daher eher als Ergänzung und nicht als Ersatz für den HbA1c-Wert angesehen werden. [10]

Ursachen und Risikofaktoren von Prädiabetes

Die Entstehung von Prädiabetes ist multifaktoriell bedingt. Zu den Hauptfaktoren zählen Übergewicht, vornehmlich das gefährliche Bauchfett, Bewegungsmangel, eine ungesunde Ernährung, genetische Prädispositionen und bestimmte gesundheitliche Bedingungen wie das metabolische Syndrom. Auch Athleten sind deshalb nicht ganz davor gefreit. [3]

Insulinresistenz und die Entwicklung von Typ-2-Diabetes

Insulinresistenz, ein Zustand, bei dem die Körperzellen weniger empfindlich auf Insulin reagieren, ist ein Schlüsselmechanismus in der Entwicklung von Typ-2-Diabetes. Diese Resistenz führt dazu, dass die Bauchspeicheldrüse mehr Insulin produzieren muss, was langfristig zu deren Erschöpfung und einer verminderten Insulinproduktion führen kann. Ein Verständnis der Insulinresistenz und ihrer Rolle ist entscheidend für die Prävention und das Management von Typ-2-Diabetes. [13]

Lebensstiländerungen als Präventionsstrategie

Um die Steigerung von Prädiabetes zu Typ-2-Diabetes zu verhindern, sind Lebensstiländerungen wie regelmäßige körperliche Aktivität, Training, eine gesunde Ernährung und Gewichtsmanagement von entscheidender Bedeutung. Diese Maßnahmen können dazu beitragen, die Insulinempfindlichkeit zu verbessern und den Blutzuckerspiegel zu regulieren.[1], [12]

Prädiabetes bei Athleten

Interessanterweise ist Prädiabetes bei Sportlern keine Seltenheit.

Trotz eines aktiven Lebensstils können Faktoren wie schlechte Ernährung, genetische Veranlagung oder unerkannte Stoffwechselstörungen Ihr Risiko erhöhen.

Daher ist es für Sportler ebenso wichtig, auf eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige ärztliche Kontrollen zu achten. Daher kann Training allein einen Prädiabetes nicht verhindern.

Die PREDIMED-Studie und Ernährung

Die PREDIMED-Studie liefert wichtige Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Ernährung und dem Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Jene Studie zeigt, dass eine mediterrane Ernährung das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, um 52% reduzierte bei Teilnehmern, die zu Beginn der Studie keinen Diabetes hatten. Nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 4 Jahren lag die Diabeteshäufigkeit bei 10,1% in der Gruppe mit mediterraner Diät und Olivenöl, bei 11,0% in der Gruppe mit mediterraner Diät und Nüssen, und bei 17,9% in der Kontrollgruppe. Zwei Nach Analysen der Studie legen nahe, dass es möglich sein könnte, Typ-2-Diabetes zu verhindern, auch ohne signifikanten Gewichtsverlust, insbesondere bei Personen mit hohem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, durch eine mediterrane Diät, die extra natives Olivenöl oder Nüsse einbezieht. In der Studie war die Aufnahme von hochwertigen Fetten mit einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Sterblichkeit assoziiert, während die Aufnahme von schlechten Fetten mit einem höheren Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen verbunden war. Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung einer bewussten Ernährung, insbesondere der mediterranen Diät, bei der Vorbeugung von Pärdiabetes und Typ-2-Diabetes. [14]

Fazit

Prädiabetes ist ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko, das oft unerkannt bleibt und symptomlos verläuft. Durch mehr Aufklärung, regelmäßige medizinische Kontrollen und einen gesunden Lebensstil kann das Risiko für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes jedoch signifikant verringert werden. Sportler sind nicht davor geschützt. Es ist eine Chance, die Segel anders zu setzen und den Kurs zu ändern, bevor es zu spät ist wie bei einem Schiffsunglück. Die Sensibilisierung für Prädiabetes ist ein wichtiger Schritt, um die steigende Zahl von Diabetes fällen weltweit einzudämmen und selbst gesund zu bleiben.

Daniel Schoon, 1989 in Leer, Ostfriesland, geboren, ist ein Fitness- und Gesundheitsexperte, Autor des Buches ‚Der Muskel schafft’s‘, Podcasthost von ‚Fitnessfachtalk‘ und erfolgreicher Leiter eines Fitnessclubs. Er sieht Prädiabetes als eine ernstzunehmende Gefahr für die Gesundheit an und vergleicht es mit einem vor der Explosion stehenden Pulverfass.

Quellen

  1. International Diabetes Federation. (2021). IDF Diabetes Atlas.
  2. Anno Fricke 2017 Jeder sechste Todesfall in Deutschland durch Diabetes. Ärztezeitung.
  3. Stefan, N. (2023). Prädiabetes–eine Krankheit?. Die Diabetologie.
  4. Hallschmid, M., Oster, H., Schultes, B., & Schmid, S. M. (2015). Kurzer, gestörter und unregelmäßiger Schlaf: Die schädlichen Auswirkungen auf den menschlichen Stoffwechsel.DMW-Deutsche Medizinische Wochenschrift,140(17), 1278-1283.
  5. Miyamoto, K., & Sabates, R. (2013). Mehr Gesundheit und sozialer Zusammenhalt durch Bildung. Die Bonn. Abgerufen von https://www.die-bonn.de/zeitschrift/12013/lebenslanges-lernen-02.pdf
  6. Harreiter, J., & Roden, M. (2023). Diabetes mellitus–Definition, Klassifikation, Diagnose, Screening und Prävention (Update 2023).Wiener klinische Wochenschrift,135(Suppl 1), 7-17.
  7. Schmidt, C., Gummesson, A., Bäckhed, F.et al.Psychosocial work conditions and prediabetes risks: a cross-sectional study in middle-aged men and women.Sci Rep13, 1198 (2023). https://doi.org/10.1038/s41598-023-28420-7
  8. Moreno-Llamas, A., García-Mayor, J., & De la Cruz-Sánchez, E. (2020). The impact of digital technology development on sitting time across Europe. Technology in Society, 63, 101406. https://doi.org/10.1016/j.techsoc.2020.101406
  9. Kapfhammer, H. P. (2023). Koexistenz von Depression, Angst, traumatischem Stress und körperlicher Krankheit–allgemeine Positionen. In Depression, Angst, traumatischer Stress und internistische Erkrankungen: Eine psychosomatische und somatopsychische Perspektive(pp. 7-101). Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg.
  • Holzer, R.(2023). Kontinuierliches Glukosemonitoring im Kontext von Sport und Bewegung in Prävention und Therapie.
  • Schwarz, P. E. (2019). Nahrung mit hohem glykämischem Index stört Nutzen durch Sport. Info Diabetologie.
  • Joisten, C. (2023). Kardiovaskuläre Prävention und Stoffwechselerkrankungen. In Repetitorium Sportmedizin: Für die Zusatzweiterbildung–Prüfungs-und Praxiswissen (pp. 153-166). Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg.
  • Esefeld, K., Kress, S., Behrens, M., Zimmer, P., Stumvoll, M., Thurm, U., … & Brinkmann, C. (2023). Diabetes, Sport und Bewegung.Diabetologie und Stoffwechsel,18(S 02), S314-S323.
  • Guasch-Ferré, M., Salas-Salvadó, J., Ros, E., Estruch, R., Corella, D., Fitó, M., Martínez-González, M. A., & PREDIMED Investigators (2017). The PREDIMED trial, Mediterranean diet and health outcomes: How strong is the evidence?.Nutrition, metabolism, and cardiovascular diseases : NMCD,27(7), 624–632. https://doi.org/10.1016/j.numecd.2017.05.004